Chatten

Die Chatten hatten ihren Siedlungsraum in den Tälern von Eder, Lahn und Fulda. Das Gebiet nördlich und westlich der Eder, also die Ebene von Fritzlar-Wabern und das Kassler Becken scheinen Kernpunkte ihres Siedlungsraumes gewesen zu sein. Aber auch die Wetterau war von ihnen besetzt.

Der Verband der Chatten könnte aus einer Ethnogenese von einigen Stämmen erfolgt sein, jedoch gibt es auch eine Kernbevölkerung der Chatten. So sollen kleine Gruppen der Sueben, Sugambrer aber auch Rhein-Weser Germanen, elbgermanische Neusiedler und keltische Ethnien zu diesem Stamm dazu gekommen sein.

Die Chatten nahmen um die Zeitenwende herum teilweise das Gebiet der Ubier in Anspruch. Die Römer hatten die Ubier umgesiedelt und der Inbesitznahme der Chatten nichts einzuwenden. Aus Furcht vor einer Invasion der Römer zogen sich die Chatten jedoch aus dem Gebiet zurück und vermieden somit einen Konflikt mit den römischen Plänen Magna Germania zu erobern. Die Chatten beteiligten sich dann aber an der antirömischen Koalition mit den Cheruskern und wurden somit Gegner des Imperium Romanum.

Das politische, kulturelle und geistige Zentrum der Chatten bildete Mattium, was vermutlich im heutigen Schwalm-Eder-Kreis gelegen war. Der römische Feldherr Germanicus zerstörte es jedoch in seinem Feldzug im Jahr 15 n.Chr. Im Jahr 58 n.Chr. kämpften die Chatten gegen ihre östlichen Nachbarn, die Hermunduren um die salzhaltigen Quellen an der Werra.

Man vermutet dass die Bataver ein abgespaltener Teil der Chatten gewesen sind und so beteiligten sich die Chatten am Bataveraufstand 69 n.Chr. In den Jahren 83 – 85 n.Chr. folgten die Chattenkriege gegen die Römer. Danach hat man einige Zeit keine schriftlichen Belege mehr von diesem Stamm, doch 162 n.Chr. fielen sie in Obergermanien und Ratien ein und plünderten 170 n.Chr die römische Provinz Belgica. Die letzte zeitliche Erwähnung finden die Chatten 213 wo viele Chattenfrauen mit einem Selbstmord vermieden, in römische Sklaverei zu fallen.

Im 5. Jahrhundert wurden die Chatten vermutlich in das Frankenreich integriert. In dieser Zeit sollen auch irische Missionare mit mehr oder weniger großen Erfolgen versucht haben, die chattische Bevölkerung zum christlichen Glauben zu missionieren.

Das Mattium, das Zentrum  der Chatten scheint kein einzelner Ort gewesen zu sein, mehr eine Region von dichterer Besiedlung.  Hier in der Nähe von Fritzlar soll auch die Donareiche, wohl eines der Heiligtümer der Chatten, gestanden haben. Sie wurde 723 von Bonifatius gefällt. In den Wüstungen Geismar und Holzheim nahe Fritzlar hat man durchgängige Besiedlungen von der frühen Eisenzeit bis in Hochmittelalter nachgewiesen. Diese Bereiche könnten ebenfalls der Standort von Mattium, welcher nicht genau genannt werden kann, gewesen sein.

Tacitus schreibt in seiner Germania dass die Chatten von großem Körperbau gewesen sein sollen. Weiterhin sollen sie feste Körper und sehnige Glieder gehabt haben. Er beschreibt auch den Haar- und Bartkult der Chatten; sie hätten ihre Haare und Bärte lang wachsen lassen, einem Gott geweiht und sie dann über den Leichen ihrer Feinde abgeschnitten haben um sich ihrer Eltern als würdig zu erweisen und um die Schuld ihrer Geburt zu bezahlen.

Der Name der Chatten wandelte sich im Laufe der Zeit, auch beeinflusst durch die Lautverschiebung. Jedoch könnte man folgendes rekonstruieren: Chatti (100 n.Chr.) -> Hatti -> Hazzi -> Hassi (7.Jhr.) -> Hessi (738) -> Hessen. Somit könnten die Chatten namensgebend für das Land Hessen gewesen sein.

 

Literaturhinweise


Hessen in der Antike: Geschichte der Kelten und Chatten

Autor: Horst Kratzmann
Taschenbuch: 116 Seiten
Verlag: Ancient Mail
Erschienen: 2. Auflage 2009

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Hessen in der Antike: Die Chatten vom Zeitalter der Römer zur Alltagskultur der Gegenwart

Autor: Dorothea Rhode
Gebundene Ausgabe: 144 Seiten
Verlag: euregioverlag
Erschienen: 2006

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