Taufr

Eine Kindersegnung an heimatlicher Quelle

Unser Sohnemann, Florian, ist ein kleines „Heidenkind“ und als solches ist er auch im Kreise von Familie und Freunden mit einem heidnischen Taufr begrüsst und aufgenommen worden. Zusammen mit dem kleinen Sebastian, der an diesem Tag ebenfalls sein Taufr hatte, und seiner Familie – machte sich am Morgen des Julivollmondens eine recht große Gesellschaft lieber Menschen auf zu einer Quelle (Eichbornquelle) am Waldesrand im Taunus.

Es war einer der wenigen sonnigen und heißen Tage dieses Sommers. Drei Harfen verzauberten die Festgemeinschaft mit ihren Klängen. Die Quelle, eingefasst in große Quarzsteine, wurde von den anwesenden Kindern liebevoll mit Blumen geschmückt. Auch wurde jedem der Gäste ein Blümlein gereicht. Nach dem Eintreffen Aller reichten wir uns die Hände und der Kreis wurde geschlossen. In der Mitte die Quelle, zu ihrer Seite die Großeltern. Klein Florian, sonst immer ruhig und ausgeglichen, fühlte sich anfangs nicht sonderlich wohl. Er tat sein Unbehagen durch anhaltend tönende Unmutsäußerungen kund. Es lag an der Bauchtrage, aus der er eigentlich schon herausgewachsen war. Außer auf den Arm genommen zu werden, verlangte er noch nach seinem Taufrgewand, welches seine Mama ihm für diesen besonderen Tag hergerichtet hatte: ein kleines grünes Gewand aus Leinen mit einem langen Bernstein behangenen Zipfel. Nun war es auch viel besser und schöner. So entspannt konnten er und Sebastian dann auch den Segen der sieben Feen entgegennehmen.

Nach Feensegen und Gesängen war es nun an den Großeltern, auch stellvertretend für die Ahnen, Sebastian und Florian den Ersten Segen mit auf ihren Weg zu geben.

Danach war es die Aufgabe der Väter den Kindern mit Quellwasser die Sinne zu öffnen für ein Erleben Midgards, auf dass sie den wahren Weg erkennen und ihn furchtlos und voll Freude gehen mögen.

Zuerst wurde dies Sebastian durch seinen Großvater zuteil und anschließend war es dann an Florian und seinem Vater.

Es war eine wirklich schöne und feierliche Handlung mit kraftvollen Worten und reinigendem, beseeltem Wasser, welches nacheinander Stirn, Augen, Ohren, Nase und Mund der Jungen benetzte.

Während dieser Weihe war Florian die ganze Zeit auf meinem Arm. Der Kleine hielt achtsam inne und empfing seinen Segen, während ich vor Rührung mit dem Wasser in mir (sprich Tränchen) zu ringen hatte.

Nun waren die Paten gefragt und gaben den Kindern ihre Wünsche und Versprechen. Nach alter Tradition teilten die Paten von Sebastian eine alte Münze in drei Teile, welche – je mit einem Loch versehen – als Amulette getragen werden können.

Florians Paten hatten solch ein Unterpfand als Zeugen ihrer Versprechen nicht dabei und mussten daher ein Haar von Ihrem Haupt geben. Diese wurden in ein Seidentuch verknotet und werden nun an einem besonderen Platz aufbewahrt.

Im Anschluss an diese Segnungen, hatten alle Gäste die Gelegenheit bei einem Blot einen persönlichen Segen oder Wunsch in den Kreis zu geben. Ein großes Horn, beritzt mit Weisheiten in Runen, wurde mit dem Wasser aus der Quelle gefüllt und „machte die Runde“.

Nach dem Ende des Rituals wurde der Kreis der Familien und Freunde aufgelöst und man traf sich wieder zu Kaffee und Kuchen, Salaten und Grillgut und feierte bis in den späten Abend.

Es war ein wunderbarer und schöner Tag für alle die dort waren und besonders bedeutend für Sebastian und Florian, die herzlich willkommen geheißen wurden in Midgard, in der Welt ihrer Eltern und Vorfahren. In einer Welt voller Leben und Freude, Spannung und Gelassenheit. Seid immer gut beschützt!

An dieser Stelle möchten Roger und ich auch noch einmal Dank sagen, an alle, die dabei waren, ob direkt an der Quelle oder in Gedanken. Danke an alle, die diese Zeremonie so schön und lebendig gestaltet haben: an die Feen und Feenriche für ihre Segen, an die Harfen, die Blumenkinder und jeden Segen, der laut oder leise gegeben wurde.

Vielen Dank auch an Andrea und Volkert für die liebevolle Vorbereitung und Energie, die sie diesem Tag haben zukommen lassen. Wir haben uns sehr darüber gefreut.

Roger und Martina