Germanische Naturreligion

Das Wort Gode stammt ursprünglich aus dem isländischen Sprachgebrauch. Es bezeichnet diejenigen Menschen, die sowohl religiöse Rituale anleiteten und die auch  politische Regierungsgewalt und weltliche Macht inne hatten. Das System der Godenschaft endete mit dem Jahr 1271 mit der Einführung der Jarnsida dort offiziell.

Das Wort Gode ist auch im ostnordischen belegt und findet sich unter anderem auf zwei Runensteinen die Wikinger auf Fünen bei Odense errichtet haben. Wir können davon ausgehen, das die Germanen ein weitverzweigtes religiöses System besessen haben, in dem zwar einzelne Gottheiten je nach Ort variierten, die Götterfamilie jedoch insgesamt recht einheitlich verehrt wurde. So kam es auch zur Ausbildung eines religiösen Kultes und damit verbundener Weihehandlungen. Quellen über solche kultischen Handlungen finden sich im Landnamabok und der Sturlunga Saga. Aus diesen Quellen geht hervor, das die Rituale oft von Zupfinstrumenten begleitet wurden und die Goden genau wie die Druiden lange weisße Kleider trugen. Die Beschreibungen stammen meist aus dem 13. Jahrhundert und lassen mit etwas Intuition einen ersten Eindruck entstehen, der von der Archäölogie und von der Folklore abgerundet wird .

Wir bekommen ebenfalls einen Eindruck über die religiösen Praktiken unserer Vorfahren, wenn wir die Kirchengeschichte und Ihre Zwangsmissionierung etwas genauer betrachten. So wurde oft genau aufgezeichnet was in dem heidnischen und abergläubischen Volke im Jahr 743 bei Todesstrafe verboten wurde. Der für seine Tätigkeit als Bekehrer  geheiligte Bonifatius der nicht nur die Donareichen gegen den Willen der Bevölkerung unter Militärschutz fällen ließ, hatte hierbei in Liftinae persönlich den Vorsitz. Die Verbote umfassten bei Todesstrafe den Ahnenkult, Versammlungen in heiligen Hainen, Errichten von Götterhütten im Wald, Opferkulte für die alten Götter ( zB. Yrias /Fasching etc), Weissagung, Bezauberung und natürlich besonders auch die Heilkunde.

All dieses Wissen wurde früher in Form der Äusseren Mysterien (Wissenschaften)  und der Inneren Mysterien (Philosophie Mystik und Magie) in den großen Wissensschulen gelehrt. So erklärt sich der Name der Goden sinngemäß auch von selbst. Etymologisch wird das Wort zu God -Gott gestellt. Es sind also die Menschen, die den Weg der Götter gehen und „Gutes“ tun.

Zu Beginn gab es in Island 48 Goden die auch Höflingar (Häuptlinge) genannt wurden. Sie vereinten religiöse und staatliche Macht im grossen, im kleineren wirkten die Hofgodi (Tempelgoden) die jeweils einem Bezirk oder Heiligtum vorstanden. Wenn für eine Familie ein Fest gefeiert wurde  und es gab keinen Goden in der Nähe der daran teilnehmen konnte, wurde diese religiöse Aufgabe den ältesten Personen in der Gemeinschaft übertragen. Durch das Allthing im Jahre 930 wurde einenoch  klarere Struktur geschaffen. Man legte die Zahl der gesammten Godentümer und Thingversammlungen auf 36 fest. Im Jahr 965 wurde das Land dann in vier Bezirke aufgeteilt. Zu jeder Thingversammlung gehörten 3 Goden und die Gruppen haben jeweils einen „Haupttempel“ Alle Goden sollten den gleichen Einfluss haben und gemeinsam  beraten. Im 12. Jahrhundert gehörten zu solch einem Einflussbereich etwa 100 Bauernhöfe.Es gab wie bei den druiden auch weibliche Goden, die Gydjas. So wird in der Vatnsdoela von einer Frau  mit Namen Steinvor berichtet, die Tempelpriesterin (Hofgydja) war. Religiöse und weltliche Fragen sowie die gemeinsame Verwaltung des Landes wurden auf den Thing Versammlungen geregelt. .Jeder Gode hatte dort seine Thingleute. Diese hatten das Recht den Goden innerhalb des Thing Bezirkes zu wechseln. So war gewährleistet, das die Goden die Interessen ihrer Thingleute auch vertreten.. Die Goden begannen Ihre Treffen am Sonnenuntergang vor dem ersten Thing Tag .Jeder hatte eine Stimme in der Versammlung Bei Streitigkeiten wurden die Richter und Sprecher ausgewählt. Im eigenen Bezirk nahm der Gode auch die Rolle des Richters ein. In diesem System ist auch die Grundidee der Demokratie enthalten.Jeder Gode war von der Bevölkerung abhängig und daher mussten auch alle an den Things

teilnehmen. Mindestens jede neunte wehrfähige Person musste seine Goden auf der Thingfahrt begleiten. Auf diese Weise waren die Bewohner des Landes bestens organisiert und strukturiert. Jeder Mensch hatte das Recht auf dem Thing frei zu sprechen und auch Handel und Preise wurden hier zentral einheitlich geregelt.

Als gegen Ende dieser organisierten Kleinstaaten die religiösen Werte des Godentumes verfielen, wurde das ganze Land nur noch von wenigen Männern aus den mächtigsten Familien regiert. Das stärkste Schwert hatte die Macht, wenn man dem glauben darf was in der Heimskringlar geschrieben steht. Mit der Polarisierung in Adel und Bauern brach eine kriegerische Zeit über die Nordländer herein. Die Geschichte zeigt uns immer wieder, das die Goden die spirituellen Führer gewesen sind. Sie waren Hüter für die Rechte der Menschen und Ihre hervorragenden Fähigkeiten machten Sie zu Vordenkern und Philosophen, deren Einfluss bis heute unverändert andauert. Die wunderbaren Schätze die unsere Kultur besitzt zeigen uns bis heute einen spirituellen Weg auf, der allen interessierten Menschen hilft Ihre eigenen Wurzeln zu finden. Die Ursprünge dieser „ältesten Religion“ sind praktisch und lebensnah, verwoben in den Übergangsritualen, Jahreskreisfesten und magischen Handlungen, heute vielfach auch als Naturreligion bezeichnet, sind über die ganze nördliche Halbkugel verbreitet. Das Wissen der Goden ist untrennbar verbunden mit dem Wissen um die Runen und den Ihnen inne wohnenden magischen Kräften. Diese lehren uns die verschiedenen Wege die geistig erwachte Menschen gehen können.