Die ältesten, von den Menschen geschaffenen, Felsmalereien finden sich in zahlreichen Höhlen Westeuropas, vereinzelt in Süd- und Osteuropa (Höhlenbilder). Ihr Hauptgegenstand sind die eiszeitlichen Jagdtiere, die in Zeichnung und Malerei, in Gravierung und Relief wiedergegeben sind.
Daneben finden sich Abbildungen von Pfeilen und Harpunen, keulenförmige (klaviforme), und dachförmige (tektiforme) Zeichen sowie geometrische menschliche und menschenähnliche Gestalten (anthropomorphe Figuren).
Als Farbstoffe wurden bei den altsteinzeitlichen Bildern Mineralien (Ocker, Braunstein, Feldspat, Mangan) und Holzkohle verwendet. Rote und braune Farbtöne kommen neben Schwarz am häufigsten vor; seltener sind Gelb, Violett und Weiß. Wie benutzte Farbstücke beweisen, wurden Zeichnungen und Malereien unmittelbar mit dem Farbkörper aufgetragen. Als Lösungsmittel genügte Wasser oder Speichel.
Bei nacheiszeitlichen Malereien kommen auch Pflanzensäfte oder andere organische Stoffe als Bindemittel in Betracht. Der Erhaltungszustand der Höhlenmalereien ist unterschiedlich. In Höhlen ohne Temperaturschwankungen haben sie sich seit mehr als 10000 Jahren unverändert erhalten (Niaux); bei Luftzutritt mit Feuchtigkeitszunahme verwittern die Bilder rasch (Font-de-Gaume, Lascaux). Die Gravierungen wurden in der Steinzeit mit Feuerstein eingeritzt, später mit Metallsticheln. Der Übergang von der Ritzung zum Relief ist fließend. Stark modellierte Reliefs zeigen uns, dass schon in der Altsteinzeit Meisel und Schlegel verwendet wurden.
ZEITLICHE EINTEILUNG
- Neandertal Ahnenkult ca. 40.000 v.Chr.
- Seßhaftigkeit/Ansiedelungen ca. 10.000 v.Chr.
- Frühneolithikum – Wohnplätze/Ackerbau ca. 7.000 v.Chr.
- Neolithikum – Schädelkulte/Keramik ca. 5.000 v.Chr.
- Megalithgräber Viehzucht ca. 4.000 v.Chr.
- Bronzezeit Megalith. Ganggräber ca. 3.000 v.Chr.
Die Darstellungen der verschiedenen Gebiete lassen sich vorherrschend in Jäger-, Nomaden- und Bauernmotive gliedern. Aus der Alt- und Mittelsteinzeit sind nur Bilder von Jägervölkern bekannt. Das Auftreten von Haustieren in der Kunst zeigt, daß sie bis in die Jungsteinzeit hinein reicht. In Skandinavien, Nordrussland und Sibirien werden die jungsteinzeitlichen Bilder noch ganz von Jagd- und Fangmotiven beherrscht. In den nordafrikanischen Felsbildern treten nach 4000 v.Chr. Darstellungen von Tieren und Tierzucht in den Vordergrund. Durch das Auftreten von Pflug und Wagen in der Bronze- und Eisenzeit in Schweden und in Norditalien (Monte Bego, Val Camonica) können wir annehmen, dass der Jahreszyklus von Ackerbau-Riten gekennzeichnet wurde (Aussaat, Ernte usw.). Dabei finden sich auch in diesen Gruppen noch Darstellungen von Jagd, Tanz und Zweikampf.
FELSBILDFORSCHUNG
Die von der Prähistorie und der Ethnologie betriebene Forschung, bemüht sich in erster Linie, um die vollständige Erfassung, Beschreibung und Wiedergabe der Felsbilder, durch Photographie, Nachzeichnung und farbgetreue Kopie. Naturgetreue Nachbildungen des Untergrunds, die früher oft durch Abklatsch- und Abgussverfahren erzielt wurden, werden jetzt bei leicht zu beschädigenden Höhlenbildern durch besondere Aufnahmen hergestellt und auf Reliefblöcke übertragen. Auf diese Weise ist der Deckenfries der Höhle Altamira nachgebildet worden; entsprechende Arbeiten werden seit Jahren in den Höhlen Lascaux und Ebbou (Ardeche) durchgeführt. Diese sind heute für den normalen Besucher geschlossen.
Eine sehr wichtige Voraussetzung für die Bewertung der Darstellungen ist ihre Datierung. Bei den altsteinzeitlichen Bildern in Höhlen ist die Altersbestimmung vielfach dadurch gesichert, daß sie mit „Kulturschichten“ in Verbindung stehen, die Bruchstücke der Wandbilder oder Kleinkunstwerke im gleichen Stil enthalten. In solchen Fällen müssen die Bilder etwa gleichzeitig mit der Ablagerung der Siedlungsschicht entstanden sein. Auch die Abschließung der Höhlen durch Verschüttung der Eingänge und die „Sinterbedeckung“ der Bilder können Anhaltspunkte für die Zeitbestimmung geben. Bei nacheiszeitlichen Höhlenmalereien hängt diese meist vom Auftreten von Gerät- und Waffentypen ab, zu denen sich im archäologischen oder ethnologischen Forschungsmaterial der betreffenden Gebiete Vergleichsformen finden. Auf diese Weise konnten z.B. die Bilder Südschwedens und der Seealpen als bronzezeitlich bestimmt werden. Die Sinndeutung der vorgeschichtlichen Kulturen Europas ist in vielem noch sehr problematisch. Vergleiche führten zur Annahme, dass es sich bei vielen der Darstellungen um Riten des Jahreslaufs handelt, der zeitlich aufeinanderfolgende, bestimmte Wirtschaftstätigkeiten regelt, wie die der Jagd und des Fischfangs, Aussaat- und Ernte; auch werden entscheidende Abschnitte des Lebens dargestellt (Übergangsrituale/Reifeweihe, Eheschließung, Tod).
Die Künstler von Lascaux gehören zu der Kultur der Magdalenien, die sich vor rund 20 000 Jahren, in der späteren Eiszeit, entwickelte und stellt Höhepunkt und Endphase der Jungsteinzeit dar. Die Menschen lebten in strukturierten Gruppen und waren Sammler und Jäger. Mit dem Abschmelzen der Gletscher verschwindet Ihre Kunst vor 10 000 Jahren. Aus Funden können wir vermuten, dass die Menschen sich allmählich, in die vom Eis befreiten Gebiete nach Deutschland, der Schweiz und den Pyrenäen, bis nach Spanien verbreiteten.